Am 06.02.2020 informierte die AG Soziales über den „Stadtpass“. Unterstützt wurden sie dabei von Reinhardt Kellner, der sich für die Einführung des Stadtpasses in Regensburg stark machte, sowie von Theo Wissmüller (Diakonie Sulzbach-Rosenberg) und dem „Stadtratz“.
Artikel in der Zeitung https://www.onetz.de/oberpfalz/sulzbach-rosenberg/stadtpass-kultur-bildung-freizeit-fuer-alle-sulzbach-rosenberger-id2964523.html
Stadtpass: Kultur, Bildung und Freizeit für alle Sulzbach-Rosenberger
Wenn das Geld für die Grundbedürfnisse kaum reicht, werden Bildung, Kultur und Freizeitangebote nahezu unerschwinglich. Ein Beispiel aus Regensburg zeigt, wie sich daran etwas ändern lässt.
Die neue Wählergruppe SURO 2030 fordert für Personen mit geringem Einkommen einen sogenannten Stadtpass. Er soll allen Sulzbach-Rosenbergern den Zugang zu Kultur, Bildung und Freizeitangeboten öffnen. Das Thema erörterten bei einer Podiumsdiskussion im Bayerischen Hof Theo Wißmüller von der Diakonie, Kathrin Birner und Gerda Krusche von SURO 2030 sowie der Diplompädagoge Reinhard Kellner aus Regensburg. Er hat den Stadtpass in Regensburg eingeführt und schilderte seine Erfahrungen.
Rund zehn Jahre habe es gedauert von der ersten Idee bis zur allgemeinen Akzeptanz des Stadtpasses. Kellner nannte auch Zahlen dazu. „In Regensburg sind rund 13 000 Bürger berechtigt, den Stadtpass zu beantragen. Das sind in erster Linie Empfänger der Grundsicherung oder von Wohngeld, aber auch zum Beispiel Bewohner stationärer Einrichtungen mit Anspruch auf Barbetrag.“ Mit dem Stadtpass gibt es rund 50 Prozent Ermäßigung auf den Regeltarif städtischer Einrichtungen. „Dazu gehört auch der öffentliche Nahverkehr“, erklärte Kellner. Zwar bezahle die Stadt Regensburg für den Rabatt beim ÖPNV rund eine Million Euro jährlich. Aber besser ausgelastete Busse, weniger Schwarzfahrer und eine leistbare Mobilität seien Argumente, die sich mittlerweile alle Parteien in der Donaustadt zu Eigen machen.
„Stärker besetzte Busse wäre auch für Sulzbach-Rosenberg wünschenswert“, bestätigte Gerda Krusche. Oft sehe sie leer fahrende Busse. Auch unter dem Umweltaspekt wäre dieser Punkt zu bedenken. Theo Wißmüller bestätigte den Bedarf an einem Stadtpass in Sulzbach-Rosenberg: „Steigende Armut macht vor den Toren der Herzogstadt nicht Halt.“
Zur Frage, ob freiwillige Partner aus dem Handel für den Stadtpass zu gewinnen wären, äußerte sich Kurt von Klenk, der Vorsitzende von Pro Su-Ro. Er sah Probleme, unter anderem durch Vorschriften über Gewährleistung und Preisbindung. Eine kostenfreie Benutzung des ÖPNV mit dem Stadtpass befürwortete er dagegen.
Jetzt gilt es für SURO 2030, die Hausaufgaben zu machen und genaue Zahlen für Sulzbach-Rosenberg zu ermitteln. Statistisch dürften knapp zehn Prozent der Einwohner berechtigt sein, sagte Kellner, aber zwischen Stadt und Land gebe es immer wieder Unterschiede: „Auf dem Land ist die Zahl der Bedürftigen oft deutlich geringer.“
„Der Stadtpass ist keine Erfindung von SURO 2030. Teils mit anderen Namen gibt es ähnliche Konzepte zum Beispiel in Amberg und im Landkreis Schwandorf“, schloss Kathrin Birner von der AG Sozialer Zusammenhalt die Diskussion ab.