Wir haben unseren ersten Referenten, Herrn Franz Herrler (Vorsitzender der Kooperation „Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura“ und Werkleiter Zweckverband Laber-Naab) um ein kurzes Vorab-Interview gebeten um zu zeigen welche Themenbereiche in diesem Teil des Abends (auch) behandelt werden.
Unser Vorab-Interview
SURO2030: In den letzten Jahren liest man vermehrt über auch hierzulande sinkende Grundwasserspiegel. Wie ist es tatsächlich um das Grundwasser-Reservoir in Deutschland bestellt?
F. Herrler: Grundsätzlich ist Deutschland und vor allem Bayern ein wasserreiches Land, allerdings eines mit einem deutlichen Rückgang der Grundwasserneubildung. Das Ausmaß dieses Rückgangs ist regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. In Bayern ist die Grundwasserneubildung in den letzten 15 Jahren um 19% gesunken, der Bezirk Unterfranken ist in Bayern am stärksten betroffen.
SURO2030: Ist bekannt was die Ursachen für diese Entwicklung sind? Verbrauchen wir zu viel Trinkwasser oder kommt zu wenig nach?
F. Herrler: Zum einen liegen die Ursachen in einer Veränderung der Niederschläge: Der für eine Grundwasserneubildung förderliche Landregen (geringe Niederschlagsintensität, aber für längere Zeit) nimmt ab, Starkregenereignisse nehmen deutlich zu. Gleichseitig sinkt die Wasserhaltefähigkeit der Böden durch intensive Bodenbewirtschaftung. Am Wasserverbrauch liegt es nicht, dieser stagniert, es kommt zu wenig nach!
SURO2030: Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt – Mit welchen Konsequenzen müssen wir in den folgenden Jahren und Jahrzehnten rechnen?
F. Herrler: Neben der Quantität gibt es viele Wasserversorger die Qualitätsprobleme (zu hohe Konzentrationen an Pflanzenschutzmitteln und Nitrat) haben. Bis diese Stoffe im Grundwasser ankommen dauert es viele Jahre, ohne sofortige Gegenmaßnahmen gefährden wir ein ausreichendes Trinkwasserangebot für unsere Kinder. Wenn erhebliche Wassersparmaßnahmen notwendig werden geht dies einher mit Einbußen der Lebensqualität. Wichtig auch der finanzielle Aspekt: Eine Verknappung gehen immer mit einer Verteuerung und Nutzungskonkurrenzen einher.
SURO2030: Wer ist Ihrer Meinung nach in erster Linie in der Pflicht Maßnahmen zu treffen um dieser Entwicklung zu begegnen? Bundesregierung oder Kommunen?
F. Herrler: Eine zukunftssichere Trinkwasserversorgung fordert Maßnahmen auf allen Ebenen: Bund, Freistaat, Kommunen und die Bevölkerung, Vorrang der öffentl. Wasserversorgung! EU, Bund und Freistaat können gesetzgeberisch tätig werden (z.B. Verursacherprinzip, Wasserrahmenrichtlinie, Chemikalienverordnung, Wiedervernässung von Mooren, Rückbau von Mischwasserkanälen, Förderung von Agrikultur, Humusaufbau, grundwasserschonende Landbewirtschaftung, …). Die Bevölkerung über ihr Nutzungsverhalten von wertvollem Trinkwasser (Nutzung von Regenwasser für Garten und Toilette, Verzicht auf private Pools, …). Ein wichtiger Aspekt beim Einsparen von Trinkwasser ist der sog. virtuelle Wasserverbrauch: 4.000 Liter/Tag/Einwohner werden verbraucht durch Fleischkonsum, Kleidung, Urlaub, …
SURO2030: Welche Aufgaben kommen auf Wasserversorger, Gewerbe und Privathaushalte zu? Und kann auch städteplanerisch Vorsorge getroffen werden um auch noch in Jahrzehnten preiswertes Trinkwasser ausreichend verfügbar zu haben?
F. Herrler: Die Wasserversorger können ihren Wasserverlust senken (ca. 10%) und die Bevölkerung über Möglichkeiten zur Einsparung von Trinkwasser informieren. Private Vereinbarungen mit der Landwirtschaft (Immergrün (Zwischenfrüchte), Dauergrünland, Verzicht von Pflanzenschutzmitteln, Humusaufbau, …) können getroffen werden, das Gewerbe zur Wiederverwendung von Wasser angehalten werden (Grauwasser). Städtebaulich werden wir die Themen Versickerung vor Ort, Wassernutzungsindex, Schwammstadt und Schwammlandschaft ansprechen müssen.
SURO2030: Vielen Dank für dieses Vorab-Interview, wir freuen uns auf einen spannenden Abend zu einem wichtigen und aktuellen Thema!